In der Geschichte der abendländischen Orgel unterscheidet man im wesentlichen drei Typen von Instrumenten:
Portativ, Positiv und Große Orgel.
Das Portativ (lat. portare, tragen) ist eine kleine, tragbare Orgel, die man besonders bei Prozessionen und Umzügen ab
dem 12.Jh. verwendete ( der Balg wurde mit der linken, die Tasten mit der rechten Hand betätigt). Es ertönte manchmal
auch in der Kirche, doch wurde es vor allem als weltliches Instrument, meistens der fahrenden Spielleute, angesehen.
Seine Blütezeit war das 15.Jh., nach der Renaissance wurde die Verwendung allmählich aufgegeben.
Das Positiv (lat. ponere, stellen), eine kleine Standorgel mit einem Manual, meist ohne Pedal, besaß wenig Pfeifen: vor
allem Labialpfeifen im 8´ und 4´. Es eroberte sich in den Palästen des Adels oder in den Wohnungen reicher Kaufleute
schnell einen auserwählten Platz und wurde in der Renaissance das Instrument des reichen Bürgertums, das erst im 18.Jh. durch das Cembalo und später durch das Klavier verdrängt werden sollte.
Im weltlichen Leben erklang es solistisch oder zusammen mit anderen Instrumenten; in der Kirche, wo es im Chorraum
aufgestellt wurde, diente es als Stütze des Gesangs, wobei immer zwei Personen erforderlich waren: der Organist, der
mit beiden Händen spielte, und eine Hilfe zum Bedienen der Bälge. Im Barock spielte man vor allem den Generalbaß
darauf. War das Positiv eine Zeitlang aus dem Musikleben völlig verschwunden, so wird es heute wieder in
zunehmenden Maße für eine authentische Interpretation alter Musik gebaut. Es hat in zwei verschiedenen Formen
überlebt: einerseits wurde es seit dem 15.Jh. der großen Orgel als Zweites Manual gegenübergestellt (Rückpositiv)
oder in deren Gehäuse eingebaut, andererseits erklang es – manchmal als Kabinett- oder Kammerorgel bezeichnet – auch im weltlichen Leben. 
Das Regal stellt eine spezielle Form der Orgel dar: es ist eine flache, tragbare Kleinstorgel mit Zungenpfeifen im 8´, 4´
und 16´. Das Regal begleitete mit seiner rauhen Stimme die königlichen Prunkfeste am Ende des Mittelalters und
bereicherte mit seinem Klang die Instrumentalensembles der Hofkapellen. Wohl wegen seines scharfen, näselnden Tones kam es im 18.Jh. außer Mode.
Die Große Orgel nun stellt einen wesentlichen Schritt in der Kunst des Instrumentenbaus dar. Schon in der zweiten
Hälfte des 13.Jh. wurde – parallel zur Entwicklung der Polyphonen Musik – die Rolle der Orgel in den Kirchen immer
wichtiger: die Orgel mußte mit dem Chor alternieren und/oder diesen ersetzen und den Gesang der Gläubigen führen
und stützen, so daß ein immer größerer und vielfältiger Klangreichtum erforderlich wurde. Die verschiedenen
Kultstätten ließen deshalb ihre Instrumente umbauen und erweitern oder neue und größere Orgeln errichten, wobei die
wachsende Zahl der Register und die gesuchten klanglichen Wirkungen bald zu einem Übereinanderstellen der Windladen mit den Pfeifen führten.
Es war dies eine revolutionäre Weiterentwicklung der Orgelbaukunst, da diese Umschichtung der Instrumente, die nun
die Größe von Menschen bei weitem überschritten, eine neue Konzeption mechanischer Übertragungselemente und
eine schnelle mechanische Verbindung zwischen den Tasten und dem Klangkörper der Orgel bedingten, wobei den Organisten in Höhe der Klaviatuten immer mehr Bedienungsmöglichkeiten bereitgestellt wurden.
Im 14./15.Jh. hat die Orgel bereits viele Register, mehrere Manuale und Pedal.
Die Orgel im Barock
Im 17.Jh. werden die Prospekte reich ausgestaltet und die Sonderregister vermehrt, besonders in Deutschland und
Frankreich. Im Barock erreicht sie ihr Bauideal, an dem später nichts zu verbessern, allenfalls zu verändern war.
Man unterscheidet in Deutschland drei Typen:
die frühbarocke Prätorius-Orgel
(von Prätorius im Synt. mus. II, 1618, beschrieben, danach Rekonstruktion in Freiburg), noch an der Klarlinigkeit der Renaissance orientiert mit scharfer Registertrennung, ungemischten Farben,
Koppelverbot für Äqualstimmen; z.B. Halberstadt (1586); Musik: Scheidt (1587-1654);
die hochbarocke Schnitger-Orgel
(von Arp Schnitger 1648-1719, Hamburg), norddt., ausgewogene Klangfülle mit Aliquoten und Zungen, bis zu 4 Manualen, Orgelideal des Barock; z.B. Hamburg St. Nicolai (1687); Musik: Buxtehude (um 1637-1707);
die spätbarocke Silbermann-Orgel
(Gebrüder Sibermann in Elsaß und Sachsen), viele Grundstimmen, weniger Einzelaliquote und Zungen, komplizierte Registrierung; Musik: J.S.Bach (1685-1750).
Auch unterscheidet man dementsprechend verschiedene Stile:
Süddeutschland: der kath. Süden hat weniger Orgelspiel im Gottesdienst, dafür mehr kammermusikalisches Klavierspiel
mit Suite(frz. Einfluß), Toccata, Capriccio (ital. Einfluß); wenig Pedal.
Norddeutschland: im protest. Raum Mittel- und Norddeutschlands kann sich das Orgelspiel reich entfalten, besonders
in den Choralbearbeitungen sowie den Präludien und Fugen. Stark ist der Einfluß Sweelincks (Holland) und der
Virginalisten (England). Die Organisten lieben das farbenreiche Wechselspiel der Register, was den Werkcharakter der
Orgel ausprägt (charakterist. Hauptwerk, Oberwerk, Brustwerk, usw.). Dazu treten klare Solostimmen, besonders nasale
Zungenregister (Oboe); die Krönung bildet der pathetische Tuttiklang. So entwickelt sich ein virtuoses, kontrastreich
-konzertantes Spiel mit ausgeprägter Pedaltechnik, klarem Liniengeflecht und wuchtigen Akkordblöcken. Der reichen Klangphantasie entspricht ein starker Affektgehalt.
Mitteldeutschland: Mischung aller Einflüsse, wobei in der Orgelmusik norddt. Elemente überwiegen.
Ausgehende Romantik bis ca. 1920
In der zweiten Hälfte des 18.Jh. verlor die Orgel ihren Werkcharakter zugunsten eines romantischen Klangideals mit
orchestralen Farben und fließenden dynamischen Übergängen (Orgel von Cavaillé-Coll, 1811 – 1899, Paris).
Die um 1920 einsetzende Orgelbewegung orientierte sich wieder am Klangideal des Barock.
Das Pfeifenwerk
- Labial- oder Lippenpfeifen erzeugen den Ton wie Flöten. Der Wind wird durch die Kernspalte auf die Schneidekante
des Oberlabiums und dort teils nach außen, teils in die Pfeife hineingeleitet. Die Tonhöhe hängt ab von der Länge der
Pfeife (1 engl. Fuß etwa 31 cm): die gr.C-Pfeife mißt 8´ ("acht Fuß"), die eine Oktave tiefere C-Pfeife ist doppelt so lang,
also 16´, die höhere c-Pfeife halb so lang also 4´. Alle drei Pfeifen können durch Registerzüge verbunden werden. So läßt sich der 8´mit den Oktaven 4´, 16´, 32´als sogenannte Grundstimmen verstärken.
Die Grundstimmen sind, wie ihr Name verdeutlicht, das Fundament des Instruments. Wir unterscheiden vier Familien:
die Prinzipale, die Flöten, die Gedackten und schließlich die jüngeren Gamben. Die Prinzipale sind offene Pfeifen
mittlerer Mensur mit großem Labium, die das Klanggebäude der Orgel stützen. Die allgemeine Stimmung der Orgel
basiert auf dem Prinzipal 4´, da dieser, wie Dom Bédos aus Celles schreibt, "in seinem Umfang die Mitte zwischen den
tiefsten Tönen der größten Register und den höchsten Tönen der kleinsten Register einnimmt". Sie werden meist aus Metallegierungen gefertigt.
Die Flöten sind offene Pfeifen aus Holz großer Mensur und wie die Prinzipale in allen Oktaven disponiert. Gedeckte
Pfeifen von weiter Mensur, die Gedackten, die entgegen ihrer wirklichen Länge eine Oktave tiefer klingen, gibt es vom
32´bis zum 2´. Die Gamben – offene Pfeifen von enger Mensur – erinnern an den Klang von Streichern und wurden
deshalb Viola da Gamba, Violine, Viola, Violoncello, Violone, Kontrabaß oder Violonbaß genannt. Sie sollten im 19.Jh.
das Orchester imitieren, weshalb man ihre Klangkraft durch eine Verstärkung des Winddruckes zu vergrößern suchte.
Die Gambenstimmen zu 16´,8´ oder 4´haben eine zylindrische oder konische Form. Von größtem Eindruck sind die
schwebenden Stimmen wie Vox coelestis und Unda maris, die etwas über der üblichen Stimmhöhe stehen und beim
Zusammenspiel mit Gambenregistern einen dem Vibrato von Saiteninstrumenten vergleichbaren leicht schwebenden Klang hervorbringen.
Zur Klangfarbenveränderung baute man die Obertonreihe von C in Einzelpfeifen auf (bis zum 9.Oberton, z.T. auch
weiter). Diese Obertonpfeifen können als sogenannte Aliquotstimmen ebenfalls an dieselbe C-Taste gekoppelt
werden: einzeln, z.B. die Quinte g (Pfeifenlänge 2 2/3´= 8/3´) oder in wählbaren bzw. festen Kombinationen, sogenannten Mixturen. 
Lingual- und Zungenpfeifen erzeugen den Ton durch eine (Aufschlag-)Zunge, die auf einer im Pfeifenkopf steckenden
Kehle befestigt ist. Die Form des Schallbechers bestimmt die Klangfarbe. Die Familie der Zungenstimmen teilt man in
zwei Gruppen ein, die nicht nur durch die Konstruktion, sondern auch allgemeiner durch die Funktion im Klanggefüge des Instruments unterschieden werden.
Die erste Gruppe umfaßt vor allem die Familie oder Batterie der Trompeten (Zungenregister von realer Länge), deren
trichterförmige Schallbecher von normaler Länge in einem bestimmten Verhältnis zur Höhe des erzeugten Tones stehen
. Diese Länge kann manchmal verdoppelt werden; man spricht dann von überblasenden Trompeten, deren Ton dann
ein größeres Volumen und eine größere Intensität besitzt. Diese Register, die sich sowohl für das Tutti als auch für
solistische Passagen eignen, bilden eine Familie von beeindruckender Klangkraft: Bombarde 32´im Pedal, Bombarde
16´meistens im Pedal (in großen Instrumenten auch im Manual), Trompete 8´und schließlich Clarine 4´, deren oberste
Oktave manchmal repertiert oder durch Grundstimmen ersetzt ist, da in dieser Stimmlage die kleinsten Pfeifen zu schwierig zu bauen sind und nur schwer ansprechen.
Die zweite Zungenfamilie bilden kurzbechrige Zungen verschiedener Formen, die grundsätzlich eine rein solistische
Funktion erfüllen. Ihre Klänge sind "akustisch", da die Höhe des erzeugten Tones nicht der geringen Länge ihrer
Schallbecher entspricht. Der Pfeifenkörper der Register Krummhorn und Klarinette zum Beispiel ist immer nur halb so
lang wie normal, während die unzähligen Arten von Regalen oder Vox humanas noch kürzere Körper haben können.
Gestimmt wird die Zungenpfeife durch die Stimmkrücke, mit der die Zahl der Schwingungen des Zungenblattes
verändert werden kann, indem man den Metallstift hinauf- oder herunterschiebt und somit den schwingenden Teil der Zunge verlängert oder verkürzt.
- Die Registeranordnung geschieht je nach Disposition der Orgel sowie der Architektur und Akustik des
Kirchenraumes in Klanggruppen, sogenannten Werken. Das Hauptwerk in der Mitte des Prospektes ist vor allem mit
Prinzipalen in 8´und 4´, bei großen Orgeln auch in 16´bestückt. Es wird vom Hauptmanual bedient. Das Oberwerk darüber und das Rückpositiv
im Rücken des Spielers haben charakteristisch ausgewählte Grundregister, Aliquoten und Zungenstimmen, meist vom 1. und 3. Manual gespielt. Große Orgeln besitzen noch ein Brustwerk (unterm
Hauptwerk in Brusthöhe des Spielers), mit hellen Solostimmen. In den Pedaltürmen stehen die langen Baßpfeifen.
Die Pfeifen eines Registers sind der Größe nach angeordnet. Um eine Scheinsymmetrie zu erreichen, gruppiert man die
Pfeifen je nach Halbton wechselnd nach rechts und links.
Die Registerbezeichnungen stehen über, unter, neben oder auf den Registerzügen. Einige Stimmen geben sich mit
einer einfachen Bezeichnung zufrieden, die ihre Beschaffenheit oder Persönlichkeit widerspiegelt: Prinzipal, Flöte,
Bourdon und Gambe. Andere tragen einen Namen, der sofort ihren Platz in der Harmonie anzeigt – Septime, None,
Duodezime – doch stellen sie in ihrer Unauffälligkeit nur eine Minderheit dar. Recht bescheiden sind noch Attribute
wie lieblich (amabile), verliebt (d´amore) oder sanft (dolce), während sich andere Register viel imposantere
Bezeichnungen zu eigen machen: kaiserlich, königlich, militärisch oder orchestral. Daneben gibt es Stimmen, die als
himmlisch, ätherisch oder wunderbar (mirabilis) erscheinen oder die Ihre Herkunft nennen: Ägyptisch Horn, Englisch
Horn, Französisch Horn, Wienerflöte, Schweizer Trompete usw. . Beliebt sind auch Spitznamen, mit denen man vor
allem in Spanien phantasievolle Klanggestalten ausstattete: so wurden beispielsweise 8´-Regale als Viejas (Altweibergesang), Viejos (Greisengesang) oder sogar Gorrinitos (Ferkelgegrunze) bezeichnet.
Andere bescheidenere Register heißen nach traditionellen Instrumenten, denen ihr Klang nachempfunden ist:
Mundflöte, Bombarde, Kornett, Krummhorn, Zymbel, Gemshorn, Oboe, Regal, Serpent, Trompete, Viola da Gamba, Querflöte, Horn, Violine, Violoncello, Klarinette, Saxophon oder Harmonika.
Bestimmte Erfindungen sollen die verschiedensten Geräusche nachahmen: Vogelgesang, Tiergeschrei, Natur- und
Kriegsgeräusche, den Gesang der Nachtigall (erzeugt durch in ein mit Wasser gefülltes Behältnis gerichtete Pfeifen,
deren Wind durch die entstehenden Blasen das Zwitschern imitiert), Hundegebell, das Brummen von Bären oder das
Geschrei eines Esels (mit Hilfe verstimmter Pfeifen). Weiter gibt es die Banda militare, die eine große Trommel mit
Schallbecken verbindet, und den Trommelwirbel, den zwei ungleich gestimmte Pfeifen erzeugen, schließlich den
Chapeau chinois mit auf einen Triangel gesetzten Glöckchen und den Zimbelstern, der die Glöckchen auf die Stange eines beweglichen Metallsternes verteilt.
2. Das Windwerk
Für den Laien scheint die Orgel allein aus dem Gehäuse und den Prospektpfeifen zu bestehen: ein maximal schlichtes
oder prunkvolles Kunstwerk, für dessen sichtbare Teile die Erbauer und auch die, welche das Instrument finanzieren,
die größte Sorgfalt aufwandten, so daß zu gewissen Zeiten die Gehäusegestaltung viel aufwendiger war als das eigentliche Instrument.
So beeindruckend das äußere Erscheinungsbild der Orgel auch sein mag, es handelt sich doch nur um einen
bescheidenen Teil des Instruments, dessen wichtigste Elemente vor Augen der Öffentlichkeit verborgen sind: das
Balgsystem, das durch Druck die Luft erzeugt, die Windkanäle, die den Spielwind zu den Windladen leiten, wo er zu
den einzelnen Pfeifen verteilt wird, und schließlich die Übertragungsteile, die die Klaviaturen und die Windladen miteinander verbinden.
Balganlage und Windversorgung
Früher verwendete man Bälge, die von Kalkanten getreten wurden. Die Luftversorgung war ungleichmäßig
(windstößig). Seit dem 17.Jh. arbeitete man daher mit Doppelbälgen: ein Schöpfbalg pumpte die Luft in einen Magazinbalg, der einen gleichmäßigen Luftdruck erstellte. Heute ersetzt man den Schöpfbalg durch ein elektrisches
Gebläse.
Windkanäle leiten den Wind zu den Windkammern und Windladen , auf denen die Pfeifen stehen. Der Ventilator muß
mit geeignetem und konstanten Druck die Luft für die verschiedenen Klangmischungen der Orgel bereitstellen. Der
mittlere Verbrauch eines Prinzipals 8´ beträgt für den Ton C 180 Liter Luft pro Minute, während der Luftdruck gemäß
dem gewünschten Klangvolumen und –aufbau sowie der gewählten Intonationsart allgemein zwischen 50 und 150 mm
Wassersäule variiert. Erfordern einige Jahrmarktorgeln einen sehr hohen Winddruck von manchmal mehr als 200 mm,
so geben sich manche Hausorgeln schon mit 20 bis 50 mm Wassersäule zufrieden. Wie die modernen Instrumente
unterscheiden sich auch die alten Orgeln in ihrem Winddruck: in Italien lag der Druck z.B. bei etwa 35 mm, während die Orgeln Arp Schnittgers eine Winddruckhöhe von 100 mm Wassersäule hatten.
Der Winddruck wird allgemein nach dem System der Windwaage gemessen, deren Erfindung 1667 dem Hersteller
Christian Förner zugeschrieben wird. Es handelt sich um ein einfaches Verfahren, das es mittels einer U-förmigen, zur
Hälfte mit Wasser gefüllten Röhre nach dem Prinzip kommunizierender Gefäße erlaubt, den durch den Winddruck
zwischen dem Niveau beider Wassersäulen erlangten Unterschied zu messen. Heute wird der Winddruck auch durch Anemometer gemessen.
Der Tremulant oder das Tremolo, der seit der Renaissance Verwendung findet, beeinflußt den Luftstrom im Windkanal,
dessen Schwingung sich auf den Ton der Pfeifen überträgt. Er besteht aus einem auf dem Windkanal befestigten
kleinen Balg verschiedener Konstruktion, der durch den Wind oder einen Motor in Funktion gesetzt wird. Man
unterscheidet zwei Arten: der langsame Tremulant (franz.: Tremblant doux) verfügt über ein mit einem Gewicht
versehenes Ventil, das sich – an einer Feder befestigt – dem Luftstrom entgegenstellt und somit Schwingungen
erzeugt, während der starke Tremulant (franz.: Tremblant á vent perdu) aus zwei gegensätzlich angeordneten Ventilen
besteht, die – durch den Wind in Bewegung versetzt – schnellere Schwingungen als der langsame Tremulant hervorrufen.
Wichtige Windladensysteme
Tonkanzellen- oder Schleiflade:
alle von derselben Taste bedienten Pfeifen stehen auf derselben Tonkanzelle
. Die Register werden durch eine verschiebbare Holzleiste mit Löchern für jede Pfeife, die sogenannte Schleiflade oder Schleife , eingeschaltet, so daß
die Pfeifenreihe eines Registers genau über den Löchern steht. Öffnet die Taste das Tonkanzellenventil, strömt der
Wind aus der Windkammer in die Kanzelle und von dort in die registergeschalteten Pfeifen (die anderen sind durch die Schleifen gesperrt)
.
Registerkanzellen- oder Kegellade (Walker 1842):
alle Pfeifen eines Registers stehen auf derselben Registerkanzelle
, aus der sie per Tastendruck durch ein Kegelventil einzeln mit Luft versorgt werden.
Springlade (ab ca. 1400):
arbeitet mit Tonkanzellen und Einzelventilen statt Schleiflade.
c) Anordnung der Pfeifen
Bei einigen Orgeln ist es leicht, den inneren Aufbau des Instruments beim Betrachten der Fassadenkonzeption zu
erkennen, doch ist es selbst in diesem Fall selten, daß die Verteilung der Prospektpfeifen genau der Anordnung der
Pfeifen auf den Windladen entspricht; sie unterscheidet sich oft völlig. Für die Aufstellung der Pfeifen auf den Windladen bieten sich den Orgelbauern mehrere Varianten an:
die chromatische Aufstellung , deren Ordnung den Tasten einer Klaviatur entspricht: c, cis, d, dis, e, f, fis...
die diatonische Aufstellung, die das Pfeifenwerk in zwei Gruppen teilt, wobei jede Gruppe jeweils die zweite Note der
chromatischen Tonleiter erhält. Die Tonfolge lautet somit auf der einen Seite c, d, e, fis, gis, ais, c... und auf der anderen Seite cis, dis, f, g, a, h, cis... .
die Aufstellung in kleinen Terzen : c, dis, fis, a, c... und cis, e, g, b, cis... sowie d, f, gis, h, d...
die Aufstellung in großen Terzen: c, e, gis, c... bzw. cis, f, a, cis usw. .
Bei der Verwendung einer dieser Lösungen oder bei der Kombination mehrerer Systeme muß der Orgelbauer dem
Platzbedarf großer Baßpfeifen und dem allgemeinen symmetrischen Aufbau der Orgel Rechnung tragen. Sehr häufig
werden zwei zu einer Klaviatur gehörende diatonische Windladen einander gegenübergestellt, wobei die erste Pfeife
links ein C und rechts ein Cis ist. Bei dieser Aufstellung, die durch die angestrebte Symmetrie der Gehäusearchitektur
bestimmt wird, nennt man die linke Seite des Instruments allgemein C-Seite und den rechten Teil Cis-Seite.
3. Das Regierwerk
Die Elemente einer Windlade werden durch zwei Mechanismen in Bewegung versetzt: durch die auf die Ventile wirkende
Spieltraktur (Wahl der Noten) und die Registertraktur (Wahl der Klangfarben).
Die Verbindung der Tasten mit dem Pfeifenwerk (Spieltraktur) ist im klassischen Orgelbau mechanisch
(Holzwellen). Die Hauptbestandteile einer mechanischen Traktur sind die Abstrakten (dünne Holzstängchen) bei "ziehender" Bewegungen und Stecher (steife, dünne Stäbe) bei "stoßenden" bzw. "drückenden" Bewegungen, außerdem Winkel,
die sich auf einer Achse ineinanderfügen und die Umleitung einer Bewegung um 90° erlauben, Wippen, die eine Bewegung umkehren, und schließlich das Wellenbrett. 
Das Wellenbrett besteht aus einer trapezförmigen Holzplatte, deren größere Seite dieselbe Länge wie die Windlade hat,
während die kleinere Seite den Dimensionen des Klaviaturumfanges entspricht. Es handelt sich darum, die Anordnung
einer etwa 80 cm breiten Klaviatur auf die bis zu 6 m breiten Windladen mit den Pfeifen zu übertragen, die – wenn sie
aus mehreren Teilen besteht – sogar noch breiter sein können. Auf der Holzplatte des Wellenbrettes befindet sich eine
Anzahl von Wellen (um ihre Achse drehbare Holz- oder Eisenstangen), deren Aufgabe es ist, die stattfindende
Bewegung seitlich zu verlagern. Jeder Taste entspricht eine Welle, die an jedem ihrer Enden mit kleinen Ärmchen versehen ist; das eine ist mit der Taste, das andere mit dem zur Taste gehörenden Ventil verbunden.
Drückt der Spieler eine Taste, so bewirkt dies durch das eine Ärmchen eine leichte Drehung der Welle, während
gleichzeitig das zweite Ärmchen durch eine Abstrakte das entsprechende Ventil öffnet. Ist der Abstand zwischen
Taste und Ventil allerdings zu groß, übernehmen jeweils mehrere Wellenbretter die Bewegung voneinander.
Das schlichte, sichere und wirkungsvolle Wellenbrett erlaubt dem Organisten einen präzisen und sensiblen Anschlag;
seine Finger bewirken direkt das Öffnen des Ventils. 
Um vor allem als zu schwerfällig erachtete Trakturen zu verbessern, entwickelte man im 19./20. Jh. Lösungen, die leider
weder die Einfachheit noch die spürbaren Vorteile der mechanischen Traktur aufwiesen. Die verschiedenen neuerfundenen Systeme sind pneumatischer, röhrenpneumatischer und elektropneumatischer Art (Trakturwind =
höherer Druck als Spielwind ) und haben alle nicht wenig Nachteile. Durch die Beseitigung der physischen
Verbindung zwischen Finger und Ventil wird der Organist eines natürlichen, durch den Luftdruck auf dem Ventil
bedingten Widerstandes beraubt, der erst ein persönliches und präzises Spiel sicherstellt. Artikulation und
Phrasierung sind erschwert, da durch die Behäbigkeit der Traktur, die auf Mängel gewisser Systeme und auf eine zu
große Distanz zwischen Spieltisch und Windladen zurückzuführen ist, ungelegene Verzögerungen hervorgerufen
werden, die manchmal sogar zwischen den einzelnen Manualen auftreten. Auch wächst mit der Zahl und der Länge der
pneumatischen Rohrleitungen die Gefahr vermehrten Luftausströmens, und mit der Komplexität der Mechanismen nimmt die Störanfälligkeit (Heuler, stumme Tasten usw.) zu.
Heute baut man wieder mechanische Schleifladen, zum Teil mit elektronischer Registratur kombiniert zum raschen
Umregistrieren. Manual(e) und Pedal sind unterschiedlich koppelbar, ebenso die Register, die zum Teil durch Kombinationen vorprogrammiert und während des Spiels blitzschnell geschaltet werden können.
Da die Orgelpfeifen gleichmäßig mit Luft beschickt werden, haben sie keine Möglichkeit zu Crescendo und
Decrescendo. Daher setzte man im 17. Jh. bestimmte Register in geschlossene Holzkästen, um Echo- und Fernwirkungen zu erzielen. Der Jalousieschweller erreichte dann im 18. Jh. stufenlose dynamische Übergänge durch
langsames Öffnen und Schließen der Kastenwände und –decke. Der Progressivschweller zieht nach und nach Hilfsstimmen dazu. Ähnlich arbeitet der Roll- und Kollektivschweller (19. Jh.).
Zu beiden Seiten der Klaviaturen befindet sich eine mehr oder weniger große Zahl von Knöpfen oder Griffen, die
Registerzüge, die die verschiedenen Stimmen der Orgel zum Spiel vorbereiten (Registertraktur). Will der Organist ein
Register rufen, so muß er den entsprechenden Registerzug betätigen. Die dabei entstehende Bewegung überträgt sich
über Holz- oder Metallstangen, Schwerter und/oder drehbare Stangen (die im Trakturverlauf die Bewegung weiterführen, umkehren oder zu Winkeln umleiten können) auf die unter dem Pfeifenstock wenige Zentimeter
verschiebbare Schleife. Registerzüge italienischer Orgeln müssen seitlich verschoben werden, was, da die ausgeführte
Bewegung zur Bewegung der Schleifen in der Windlade parallel ist, eine einfachere Mechanik erfordert.
Handelt es sich um Springladen, so müssen die Registerzüge mit einer Arretierung versehen sein, um gegen den Druck
der Rückstellfedern die Register offen halten zu können.
Der Spieltisch
der Orgel ist ein Ort, von dem die Zuhörer in der Kirche oft keine rechte Vorstellung haben, den aber ein
passionierter Orgelfreund, der zur Orgelempore hinaufsteigt, gut kennt; hier kann er am besten die ebenso physische
wie geistige Arbeit beurteilen, die ein Organist zur Beherrschung des Instruments aufwenden muß. Dieser
geheimnisvolle und oft vor den Augen des Publikums verborgene Spieltisch ist das Gehirn der Orgel, das durch die Finger des Musikers den Klangaufbau des Instruments zusammenfaßt und lenkt.
Der Spieltisch umfaßt gewöhnlich ein bis fünf Manuale, die jeweils einem Teil der Register des Instruments und somit
einer vom Orgelbauer festgelegten Klangebene zugeordnet sind. Terrassenförmig übereinandergelagert wirken – von
unten nach oben gesehen – die beiden ersten Manuale auf Positiv (I) und Hauptwerk (II) oder umgekehrt, und das
dritte, vierte oder sogar fünfte Manual auf Teilwerke der Orgel, die man je nach der Konzeption der einzelnen
Instrumente Récit, Echo, Solo, Bombardewerk, Schwellwerk usw. benennen kann. War der Manualumfang der alten
Orgeln oft verschieden, so haben die modernen Instrumente, die seit dem vergangenen Jahrhundert gebaut werden,
Manuale mit genormten Umfang von 56 bis 61 Tasten (C-g‘‘‘ oder C-c‘‘‘‘); man kann jedoch in neuen, nach historischem Vorbild erstellten Instrumenten auch wieder unterschiedliche Klaviaturumfänge finden. Unsere
Klaviaturen folgen heute durchgehend der chromatischen Tonleiter, was nicht zu allen Zeiten der Fall war. Früher wurden sehr oft "kurze" Oktaven gebaut.
Das Pedal umfaßt heute etwa 30 Tasten (meistens C-f‘ oder seltener C-g‘), die ursprünglich parallel und heute – nach
der schon im 19. Jh. durch den Orgelbauer Willis verwirklichten Art – oft auch fächerförmig angeordnet sind